Reisebericht – Togo

13. Mai 2021

Es geht nach Lomé, Togo!

Die Republik Togo liegt an der Guineaküste Westafrikas zwischen Ghana im Westen, Benin im Osten und Burkina Faso im Norden. Die Landesfläche selbst besitzt eine Größe von Baden-Württemberg und Hessen zusammen und ist damit halb so groß wie der Nachbarstaat Benin. Insgesamt leben mehr als 8 Millionen Einwohner in Togo, 2 Millionen davon in der Hauptstadt Lomé. Durch die günstige Lage zum Meer und durch den sehr gut ausgebauten Hafen, kommt Togo eine nicht unwichtige Rolle als Handelszentrum in Westafrika zu.

Der Hintergrund meiner Reise ist ein ins Leben gerufenes Hilfsprojekt des Vereins Projekt-Westafrika e.V., der Humedica e.V. und des Deutschen Ruderverbandes (DRV). In diesem Zusammenhang durfte ich nicht nur ein neues Land und seine Menschen kennenlernen, sondern auch diejenigen begleiten, die ein sehr privates Ansinnen am Erfolg der Reise besitzen. Man möchte in den kommenden Jahren die Region durch Bildungsinitiativen, gezielte Gesundheitsprojekte und Sportangebote strukturell fördern.

Am Flughafen angekommen, offenbart das Land als erstes sein schwüles Klima und die bunte Vielfalt an Farben, die sich hauptsächlich an der traditionellen Kleidung ablesen lässt. Fast jeder, den man auf der Straße sieht, trägt ein Kleidungsstück aus „Pagne“, welches ein afrikanischer Stoff ist, den man sich locker um die Hüften wickelt.

Schnell gesellen sich nach dem Eindruck der Farbpracht auch andere Impressionen. Togo ist voller Leben. Es ist laut, staubig, in den Straßen ist ein nicht enden wollender Strom aus Menschen und Metall (in Form von Motorrädern) und auf den ersten Blick muss man annehmen, dass der Verkehr quasi formlos abläuft. Auf den zweiten Blick offenbart sich allerdings wie differenziert hier der Verkehrsfluss gemanagt wird. Akustische Signale wie Hupen und Handzeichen von Fahrern wie auch Passagieren dienen als Orientierung für die anderen Verkehrsteilnehmer. Es gibt kaum Ampeln, dafür sehr viele staunende Gesichter, die immer wieder in meine Kamera blicken. Abstandsregeln zwischen den Fahrteilnehmern – Fehlanzeige. Ich denke mir immer wie hier ein Elon Musk mit seinen Tesla Fahrzeugen bestehen würde. Ein Spielfeld für die künstliche Intelligenz wäre das alle Mal.

An den Straßenrändern sieht man Menschen ihrer täglichen Arbeit nachgehen. Viele sammeln Plastik in Form von Flaschen ein, da diese wiederverwendet werden können. Plastikmüll ist dennoch ein steter Begleiter des Stadtbildes. Später erfahre ich, dass Lomé, ein für Afrika, sehr fortschrittliches öffentliches Müllentsorgungssystem besitzt. Einmal im Monat werden an einem Samstag die Straßen abgesperrt und kollektiv von allen Anwohnern geputzt und sauber gemacht – eine Art Bürgerputzpflicht. Chapeau, Lomé.

Fährt man ein wenig aus der Stadt heraus, erkennt man hierbei klare Unterschiede zwischen der Nähe zur Stadt Lomé und Gegenden, die außerhalb der Stadtgrenze liegen. Die Infrastruktur ist nur zu einem Bruchteil fertiggestellt, die Anzahl der dicht drängenden Menschen weicht der Verschmutzung in den Seitenstraßen und es ergreift einen das Gefühl von Not und Armut. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass das Aufzeigen von Missständen wie Armut und Not kein Alleinstellungsmerkmal für Togo im Generellen oder Lomé im Spezifischen ist. Vielmehr ist es ein Teil der Lebenswelt vor Ort, die ich mit dem nötigen Respekt versucht habe einzufangen. Mehr Impressionen hierzu befinden sich in der Galerie.

Wie eingangs bereits angemerkt, hatte unser Besuch auch ganz hoffnungsvolle und positive Aspekte, die ich im Folgenden gerne ausführen möchte. Zum einen ist geplant, im Krankenhaus in Lomé ein modernes Behandlungszentrum auf telemedizinsicher Basis entstehen zu lassen. Wir hoffen, dass dies in den nächsten Monaten Fahrt aufnehmen wird und wir in den kommenden Jahren Menschen in Lomé und Umgebung durch Ärzte aus Deutschland und der DACH Region betreuen können. Hierzu hatten wir Gelegenheit, mit Ärzten und dem Krankenhauspersonal vor Ort zu sprechen, um die ersten Eckpunkte klären zu können.

Zum anderen hatten wir Gelegenheit, die Grundsteinlegung des Maximilan Reinelt Zentrum’s vor Ort zu begleiten. In einer würdigen Zeremonie wurde in der Stadt Togokomé am Lac Togo der offizielle Grundstein für das Maximilian Reinelt Zentrum gelegt. Die Einweihung wurde durch den Bürgermeister der Hauptstadt Lomé, Dr. Amaglo Games, vollzogen. Dieser hatte dem Deutschen Ruderverband zuvor für den Aufbau des Zentrums das benötigte Grundstück gestiftet.

Besonders berührend war für alle Beteiligten, dass Helmut Reinelt die Einweihung vornahm. Helmut ist der Vater von Maximilian, der 2012 in London Goldmedaillengewinner im Männer Ruder 8+ war. Vor den Augen der zahlreichen Ehrengäste und lokal Interessierten, konnte nicht nur der Grundstein gelegt, sondern auch Maximilian eine besondere Wertschätzung in Form einer goldenen Büste zuteil werden.

Auf dem Lac Togo wurde im Rahmen der Zeremonie auch die sportliche Zukunft, die jugendlichen Ruderer der Region und des nationalen Verbandes, vorgestellt. Als Ansporn für zukünftige Generationen nationaler Sportler war unter anderem Claire Aivyon anwesend, Olympiateilnehmerin 2016 und in 2021 in Tokio dabei.

Insgesamt war der Besuch mit den öffentlichen Trägern im Krankenhaus, die Veranstaltungen vor Ort wie auch die Grundsteinlegung des Rudervereins ein voller Erfolg.

Viele weitere Eindrücke aus Togo bleiben erhalten. So unter anderem auch der Besuch des berühmten Voodoo Marktes auf dem sich die Einheimischen Utensilien wie Schädel, getrocknete Köpfe oder Felle von verschiedenen Tierarten stapeln.

Auch der Besuch der ansässigen Schokoladenfabrik war sehr bereichernd und vor allem von einem süßen Geschmackserlebnis geprägt.

Dazu gesellen sich die unzähligen, lebensfrohen Unterhaltungen und Begegnungen mit den Menschen vor Ort. Die Togolesen, oder amtlich, die Togoer, sind sehr lebensbejahende Menschen, die auch durch die Geschichte des Landes bereits viele Widrigkeiten ertragen mussten, es aber dennoch geschafft haben, eine gewisse Leichtigkeit zu bewahren.

Müsste ich meine Eindrücke aus Togo in einem Satz zusammenfassen, fallen mir die Worte von Albert Schweitzer ein, der einmal sagte:

„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“

Ich bin sehr dankbar, dass ich die Eindrücke aus Togo und seiner einmaligen Kultur mitnehmen durfte.

    Leave a comment

Total: